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Für den Ernstfall gerüstet


Erste Hilfe auf dem Spielfeld und in der Halle: So reagieren Sportvereine und Einrichtungen der Region bei Verletzungen.

Beim Hochschulsport steht umfangreiches Erste-Hilfe-Equipment zur Verfügung. Für den Ernstfall gerüstet ist auch die C-Jugend der HG Rodorf-Grone bei ihren Spielen mit Kühlpacks und Erste-Hilfe Tasche (unten). Fotos: LIESKE/BERGOLTE

Göttingen. Sport ist gesund, heißt es im Allgemeinen. Trotzdem kann es gerade bei Kontaktsportarten wie Fußball oder Handball zu Verletzungen kommen. Im Amateursport kann nicht auf die umfassenden Behandlungsmöglichkeiten der Profis zurückgegriffen werden. Aber die Vereine in der Region sorgen vor, um im Ernstfall gerüstet zu sein.

„Obwohl Handball ein körperbetonter Sport ist, kommt es eher selten vor, dass man sich schwer verletzt“, sagt Jan Bergolte, Spielwart bei der HG Rosdorf-Grone. Einen Grund dafür sieht Bergolte im Training, denn dort würden von Anfang an Körperspannung und -haltung trainiert, um im Falle eines Zusammenstoßes Schlimmeres zu verhindern.

Falls beim Spiel oder im Training doch einmal etwas passiert, sind die Trainer in Erster Hilfe geschult. In unregelmäßigen Abständen bietet der Verein Kurse, um das Wissen der Trainer auf dem neuesten Stand zu halten. Der Jugendförderverein stattet die Vereine mit Kühlboxen aus, damit im Notfall schnell geholfen werden kann. „So kann jeder Trainer gut gerüstet ins Spiel gehen“, ist Bergolte überzeugt.

Bei den Handball-Minis der HG, Kindern im Grundschulalter, komme es eher selten zu Verletzungen im Training, weil dort eher das Spiel mit dem Ball im Vordergrund stehe. Und wenn doch mal etwas schief läuft, braucht es meist nicht viel: „Kurz auf den Arm genommen und dann sind sie wieder dabei“, so Bergolte.

Wenn es um Kontaktsport geht, darf Fußball nicht fehlen. Ungebrochen beliebt ist der Sport auch in der Region durch alle Spielklassen. Klar, dass bei 22 Männern oder Frauen auf dem Platz die eine oder andere Verletzung nicht ausbleibt. Das weiß auch Tobias Dietrich, Trainer des SV Rotenberg. „Bei den Spielen ist eine Physiotherapeutin dabei“, sagt Dietrich. Seit er Trainer sei, habe er immer diese professionelle Unterstützung bei sich, damit im Falle einer Verletzung erste Maßnahmen ergriffen werden könnten und die Situation richtig beurteilt werde. „Es ist eher die Ausnahme, das wirklich etwas Schlimmes passiert“, sagt Dietrich.

Netzwerk für den Notfall

Sicherheit geht für den Oberliga-Trainer in jedem Fall vor: „Wenn ein Spieler von mir Probleme hat, würde ich immer den Notarzt rufen.“ Verletzungen kämen im Fußball allerdings nicht nur durch unfaire Aktionen zustande. „Umknicken und sich vertreten, da passieren mehr Verletzungen als bei Fouls“, so Dietrich.

Auf professionelle Unterstützung setzen auch die Footballer der BG 74 Göttingen Generals. Der Sport aus den USA erfreut sich auch hierzulande immer größerer Beliebtheit. Trotz voller Schutzausrüstung sind Gehirnerschütterungen nicht selten die Folge von den Tackles. „Wir haben ein Netzwerk aufgebaut“, berichtet Lukas Helfrich, Abteilungsleiter der BG Footballer. Der Vater eines Jugendspielers, der im Rettungsdienst tätig war und nun als Anästhesist arbeitet, sei zur Unterstützung bei Spielen dabei, um Verletzungen einzuschätzen. Zum anderen kooperieren die Generals mit Physiotherapeuten für die richtige Nachsorge. „Es ist uns wichtig, das wir den Spielern was an die Hand geben können“, erklärt Helfrich. Um schnell Erste-Hilfe leisten zu können, sei zudem ein Notfallrucksack immer zur Hand. Vor allem die erste Einschätzung einer Verletzung sei wichtig, sagt Helfrich. „Es wäre fatal, wenn man falsch einschätzt“, so der Abteilungsleiter, der auch selbst auf dem Feld steht.

In Sachen Hobbysport sind in Göttingen allerdings nicht nur die Sportvereine ein Akteur. Der Hochschulsport ist mit Roxx, Fitness- und Gesundheitszentrum (FIZ) und nicht zuletzt dem umfangreichen Kursangebot ebenfalls ein Tummelplatz für Sportler aller Art.

„In Bezug auf die Masse der Leute passiert recht wenig“, sagt Mischa Lumme vom Hochschulsport. Recht häufig seien Verletzungen beim Fußball. Das sei aber auch der hohen Zahl an Fußballern beim Hochschulsport geschuldet.

Die Kursleiter seien für den Ernstfall vorbereitet, erklärt Lumme. Es gebe Verbandsmaterial am „Infopoint“ und im Schwimmbad stehe ein Behandlungsraum mit Defibrillator zur Verfügung. Regelmäßig biete der Hochschulsport Erste-Hilfe-Kurse an und zeige den Kursleitern, wo die Erste-Hilfe-Materialien zu finden sind. „Wir wollen die Studenten nicht allein lassen“, so Lumme. Unwissend sei aber niemand, der Kurse leite: Über Trainerscheine, in denen oft Erste-Hilfe-Kurse enthalten seien, seien die Leiter qualifiziert.

Im dem Hochschulsport angeschlossenen FIZ sind Aufsichtspersonen unterwegs, die bei Bedarf einschreiten können. Verletzungen resultierten Lumme zufolge dort vor allem aus der Selbstüberschätzung der Sportler: „Einige nehmen zu viel Gewicht.“ Ausgekugelte Schultern seien die Folge.

Pech im Ernstfall

Hilfestellung für den Ernstfall in Deutschlands vermutlich beliebtester Sportart, dem Fußball, bietet der Deutsche Fußball-Bund auf seiner Internetseite und zwar mit der „PECH-Regel“. Die Abkürzung steht für Pause, Eis, Compression und Hochlagerung. Damit umreißt sie die wichtigsten Schritte bei der Versorgung Verletzter und erklärt, wie am besten vorgegangen wird.

  • Unter dem Stichwort „Eis“ etwa ist zu lesen, dass bei Bänderverletzungen durch Kühlung Einblutungen und damit Schwellungen reduziert werden können.
  • Die „Pech-Regel“ soll insbesondere Trainern und Helfern einen Leitfaden für die Erstbetreuung an die Hand geben.
  • Nachzulesen ist sie unter gturl.de/Pech.
  • Ausführlicher ist die Broschüre von autounfall.net, die der DFB ebenfalls auf seiner Homepage aufführt. Sie thematisiert vor allem Verletzungen, die auch beim Sport auftreten können. fil

Von Finn Liekse

Quelle: Göttinger Tageblatt, 11.12.2017, S. 14

 

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