Allgemein

So wollen Funktionäre aus der Region Göttingen die Handball-Euphorie nutzen


Die Handball-Weltmeisterschaft hat alle Erwartungen übertroffen. Schon hoffen viele auf einen nachhaltigen Boom. Aber können Vereine in der Region Göttingen von der Begeisterung tatsächlich profitieren – und wenn ja, wie? Wir haben uns umgehört.

Emotionen pur: Trainer Christian Prokop (l) schafft mit seinen Spielern den Halbfinaleinzug – und löst damit eine riesige Handball-Euphorie in Deutschland aus. Aber wie können die kleinen Vereine davon profitieren? © dpa

Die Handball-WM hat alle Rekorde gebrochen. Die Einschaltquoten gingen durch die Decke. Die Hallen waren ausverkauft, die Stimmung prächtig. Kurzum: Die Recken um Trainer Christian Prokop haben eine Euphorie im Land entfacht, die man sich so eigentlich im vergangenen Jahr während der Fußball-Weltmeisterschaft gewünscht hatte. Wie aber kann der Handballsport von diesem Hype, der nun entfacht wurde, profitieren? Handball-Funktionäre aus der Region geben Antwort.

Ekkehard Loest, Vorsitzender TV Jahn Duderstadt, über…

… den Auftritt der Nationalmannschaft:

„Deutschland ist absolut im Soll. Die Halbfinalteilnahme hat doch kaum jemand erwartet. Das war schon beeindruckend, wie sie mit Tugenden wie Kampf und Teambuilding über sich hinausgewachsen sind. Vor allem die Abwehr war sensationell. Ihnen hat aber ein richtig überragender Rückraumspieler gefehlt. Das hat am Ende den Unterschied ausgemacht. Dennoch sollte man zufrieden sein. Das junge Team muss jetzt nur weiter in Ruhe an sich arbeiten können.“

… die Euphorie, die die Handball-WM ausgelöst hat:

„Die Weltmeisterschaft hat ganz klar eine Euphorie ausgelöst. Das habe ich jeden Tag gemerkt. Viele waren begeistert, fast jeder hat darüber geredet. Selbst Fußballer haben mich angesprochen und gesagt, was für eine geile Sportart der Handball ist. Ich habe sogar Anrufe bekommen, wann denn unsere Jugendteams trainieren.“

… die Chancen, die sich für regionale Vereine aus der Handball-Euphorie ergeben:

„Ich habe am Montag eine Mail an meine Mitstreiter im Verein geschickt, dass wir uns dringend zusammensetzen müssen. Das Ziel ist es, darüber zu diskutieren, wie wir unsere Jugendarbeit weiter verbessern können. Und dabei muss es natürlich auch darum gehen, wie wir die jetzt entstandene Euphorie auf die Jugendlichen übertragen können. Wir haben in Duderstadt nur eine Chance, den Handball nach vorne zu bringen: Wenn wir bereit sind, uns in der Jugendarbeit noch besser zu positionieren. Der TV Jahn ist da in keiner schlechten Ausgangsposition. Hier wurde in den letzten Jahren viel versucht, das muss man honorieren und anerkennen. Aber vor allem leistungsmäßig müssen wir im Jugendbereich noch besser werden. Das betrifft übrigens andere Sportarten ganz genauso.“

… den Unterschied zwischen Handball und Fußball.

„Ich will da jetzt keinen Wettbewerb aufbauen. Aber Handball ist einfach noch näher an den Menschen dran. Der Fußball hat hingegen vollkommen überdreht. Dass ein Fußballer 100 Millionen Euro Ablöse kostet, versteht doch keiner mehr.“

Jan Bergolte, Spielwart der HG Rosdorf-Grone, über …

… den Auftritt der Nationalmannschaft:

„Die letzten Spiele sind natürlich unglücklich verlaufen. Aber das Soll ist erfüllt. Und wie hat Torwart Andreas Wolff so schön gesagt: Die Euphorie ist da und damit auch die Chance, den Handball wieder attraktiver zu machen.“

… die Euphorie, die die Handball-WM ausgelöst hat:

„Wir haben zum Start der WM ja unser Testspiel gegen den TBV Lemgo ausgerichtet – und damit die Euphorie auch ein stückweit in die Region getragen. Auch darüber hinaus war Handball das Gesprächsthema Nummer 1 in den letzten Wochen.“

… die Chancen, die sich für regionale Vereine aus der Handball-Euphorie ergeben:

„Nach den letzten erfolgreichen Turnieren hat das eigentlich immer einen kleinen Schub gebracht. Da ist dann auch mal ein neues Gesicht beim Training aufgetaucht. Die Nachfrage war jedenfalls da – und darauf hoffen wir jetzt auch wieder. Wie wir die Euphorie dahingehend nutzen können, darüber haben wir uns aber noch keine Gedanken gemacht. Unsere Ideen sind da eher grundsätzlicher. Die wollen wir jetzt auch angehen, und da spielt die Euphorie natürlich eine positive Rolle.“

… Wege, Jugendliche für den Verein zu gewinnen:

„Vor allem im männlichen Jugendbereich gibt es das ein oder andere Problemchen. Das betrifft aber ja auch andere Sportarten wie den Fußball. Wir veranstalten einmal im Jahr ein Minispielfest, haben eine Kooperation mit der Grundschule in Rosdorf, richten Aktionstage aus. Außerdem haben wir kürzlich erst eine Ballspielgruppe gegründet für Kinder im Vorschulalter. Das wird gut angenommen. Mittlerweile haben wie sogar noch eine zweite Gruppe aufgemacht. Einige sind leistungsmäßig sogar schon so weit, dass sie aufrücken konnten. Das hat sich also schon mal gelohnt.“

Andreas Fuhrmann

Quelle: sportbuzzer.de, 29.01.2019

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner